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NEUES SIEGEL FÜR NACHHALTIGKEIT, DER GRÜNE KNOPF!

HAPPY BIRTHDAY, GRÜNER KNOPF!

Das staatliche Siegel für faire Kleidung feiert 1-jähriges, Firma GREIFF Mode bringt die erste zertifizierte Pflegekollektion raus und wir haben passend dazu gevideotelefoniert.

09.09.2020. Kategorie: Neue Textilsiegel / Nachhaltigkeit in der Textilproduktion

Im Skype Talk: Cornelia Strempel (Founder Green Soul) und Nicole Wagner (Nachhaltigkeitsbeauftragte Greiff Mode).

Über?

Nachhaltigkeit als Kauffaktor. Die Textilbranche im Wandel. Ein Umdenken der Konsumenten.

Und über was noch?

Über die Vorteile, Umsetzung, Preisunterschiede, Trends, und Reaktionen der Textilbranche.

INTRO / VERANTWORTUNG KOMMT IN MODE

Der Grüne Knopf ist ein staatliches Siegel für nachhaltige Textilien. Wer nachhaltige sozial und ökologisch hergestellte Kleidung kaufen möchte, achtet auf den Grünen Knopf. Direkt am Produkt angebracht, ist er beim Einkauf leicht zu finden – verlässlich und verbraucherfreundlich.

Passend zum Jahrestag sind wir mit Frau Wagner, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Firma Greiff Mode, ins Gespräch gegangen und haben sowohl ein Resümee der letzten 365 grünen Tage gezogen als auch zukunftsorientiert auf das Kommende geschaut.

DAS INTERVIEW

Hallo Frau Wagner,

schön, dass wir uns heute zusammen gefunden haben. Wir freuen uns sehr, denn, was uns vereint, ist der gemeinsame Fokus auf Nachhaltigkeit und das starke Interesse, diese in allen Segmenten voranzutreiben. Was dabei hilft, ist der Austausch sowie das Highlighten von grünen Errungenschaften. Der Grüne Knopf ist definitiv eine davon und damit hat dieser volle Aufmerksamkeit verdient, welche er hier und heute bekommen soll.

Kurz zur Einführung: Was macht Greiff und welchen Aufgabenbereich haben Sie im Unternehmen?

Greiff ist eine Traditionsfirma, uns gibt es seit 1802. Wir produzieren Berufsbekleidung im Bereich Gastronomie, Hotellerie, Handel, Businessbekleidung sowie zusätzlich – und ganz neu – im Bereich der Pflege, wie aktuell mit unserer neuen Care Wear Kollektion, welche die erste Pflegekollektion ist, die mit dem grünen Knopf zertifiziert ist.

Ich bin seit nun mehr 15 Jahren schon für Greiff Mode tätig und besetze seit 2014 die extra geschaffenen Stelle für Nachhaltigkeit, entstanden aus einem Strategie-Meeting der Führungskräfte, in dem festgelegt wurde, welche Werte für Greiff relevant sind: Nachhaltigkeit stand ganz vorne an. Meine Hauptaufgabe dabei: Sozialstandards, die Arbeit mit den Konfektionsbetrieben, Trainings mit den Mitarbeitern, so dass sie ihre Rechte kennen, die Zusammenarbeit mit der Fair Wear Foundation. Diese führt ein Mal im Jahr den Brand Performance Check durch und wir sind beim letzten Performance Check zum ersten mal Leader geworden. Das ist die höchste Auszeichnung. Zudem sind wir Mitglied im Textilbündnis. Es gibt also generell einen hoher Austausch und viele Seminare etc. Außerdem gehört zu meinen Aufgaben das Verfassen des jährlichen Social Reports, d.h. welche Produktionsstätten, welche Trainings, wo gibt es eventuell Probleme usw.

WIE ALLES ANFING

Was hat Sie als Firma zur Zertifizierung bewegt? Wer war der Initiator für den Grünen Knopf?

Ich habe die Zertifizierung zum Grünen Knopf für unser Unternehmen auf den Weg gebracht.

Nach längerem Diskurs, habe ich gesagt: wir machen das jetzt. Wir hatten zu dem Zeitpunkt schon mehr gemacht als andere mittelständische Unternehmen derselben Größe. Dann haben wir geschaut, welche weiteren Voraussetzungen wir erfüllen müssen. Auf Fairtrade hatten wir bereits umgestellt, was aktuell jedoch kein Kriterium des Grünen Knopfes darstellt. `Made in Green´ ist eine der Voraussetzungen für den Grünen Knopf. Das Step Zertifikat + Oeko tex  = Made in Green. Und wir hatten da bereits gute Vorarbeit geleistet mit einem Projekt mit unserem Produzenten in Pakistan.

Zudem sind wir eines der ersten Unternehmen, die Nachzertifizierungen gemacht haben.

Heute ist der Jahrestag, heute vor einem Jahr ist der Grüne Knopf gestartet. Dieser befindet sich auch immer noch in der Pilotphase. (Red.: Die Einführungsphase dauert bis 01.06.2021. Circa 30 Unternehmen sind aktuell zu verzeichnen wie u.a. Kaufland, Rewe, Lidl, Aldi und auch faire Marken wie z.B.  Hess Natur, Melawear, Vaude und Manomama.)

BERUFSBEKLEIDUNG UND NACHHALTIGKEIT

Wie hat das Thema Nachhaltigkeit  es nun auch in das Feld der Berufsbekleidung geschafft, war es vorher doch vielmehr  im Consumer-Bereich ein Thema?

Das hat schon viel früher angefangen. Wir sind seit 2015 Mitglied in der Fair Wear Foundation. Da war Workfashion schon als Berufsbekleider dabei. Einer der Vorreiter war Hess Natur im Modebereich. Sehr viele der Leader sind Outdoor Leute: Deuter, Schöffel Jack Wolfskin, alles Mitglieder der Fair Wear Foundation. Die zweite Säule ist Berufsbekleidung.

Im Fashionbereich ist es natürlich eine Frage des Endkonsumenten. Man merkt den Wechsel: Die jüngere Generation hat andere Ansprüche, denkt komplett anders, legt viel mehr Wert auf Nachhaltigkeit. Und deswegen ist es wichtig, dass wir in allen Bereichen, nicht nur in der der Bekleidung, nachhaltig produzieren. Der Endkonsument hinterfragt einfach viel mehr. Daher ist das Thema Nachhaltigkeit sehr relevant und wichtig.  Zusätzlich kommt hinzu, dass es seit 2016 den nationalen Aktionsplan der Bundesregierung gibt. Es wird ein Lieferkettengesetz kommen, noch in dieser Legislaturperiode.

Auch bei unseren Stakeholdern merken wir,  dass es viel tiefer in den Bereich Nachhaltigkeit geht, dass sehr viel konstruktiv nachgefragt wird und, dass es wichtig geworden ist, seiner unternehmerischen Verantwortung nach zu kommen. Das wird sich mit der Lieferkettengesetz auch nochmal verstärken und verdeutlichen. Daher denke ich, dass  das Thema nicht erst jetzt angekommen ist, sondern ein solcher Trend schon circa 5 Jahren  zu beobachten ist. Es ist schön, dass das Thema mehr Raum bekommt und an Relevanz gewinnt.

Eine Studie besagt, dass die Mehrheit der Verbraucher sich nachhaltige Kleidung wünscht und diesen Wunsch ganz klar an den Hersteller richtet. Sprich der Wunsch vorhanden ist, dass die Nachhaltigkeit direkt in der Produktion passiert und vom Hersteller beachtet wird. Für diese Einfachheit sorgt nun der Grüne Knopf. Eine offensichtliche Markierung, die hilft, nachhaltig einzukaufen.

Ja, dem stimme ich zu. Auch mir selbst geht es oft im Supermarkt so, dass ich denke, ich kenne mich zwar mit Textilien aus, aber nicht mit Lebensmitteln. Worauf nun vertrauen, wenn ich nachhaltig einkaufen möchte? Der Grüne Knopf ist eine gute Hilfestellung für den Endverbraucher auf dem Markt der vielen Zertifizierungen.

DIE VORTEILE, DIE DAS SIEGEL BRINGT

Was sind die Vorteile für den Verbraucher, neben der eben schon benannten Hilfestellung, die der grüne Knopf ganz klar für den Verbraucher darstellt? Welche weiteren Vorteile bietet das Siegel?

Für mich, als Greiff, ist ein weiterer Vorteil ganz klar die Community. Es gibt unglaublich viel Informationsmaterial, Workshops, Veranstaltungen, an denen man teilnehmen kann, Webinare, um sich zu informieren, wie man Dinge anders umsetzen kann etc. Zudem kann man sich in Form von Initiativen zusammensetzen und gemeinsam Projekte umsetzen.  Zusammen sind wir einfach stark. Zusammen setzen wir Dinge um.  Das ist das Wertvolle an einem Verbund, dass wir gemeinsam an derselben uns wichtigen Sache arbeiten, denn anders funktioniert es nicht.

PREISUNTERSCHIEDE

Gibt es preisliche Unterschiede zwischen der zertifizierten und nicht-zertifizierten Kollektionen?

Wir haben den Grünen Knopf jetzt bei der bestehenden Cuisine Basic Collection einfach ohne Preisveränderung umgesetzt. Unser Katalog gilt immer zwei Jahre. Er kam letztes Jahr im Februar raus. Wir haben dieses Jahr im März den Grünen Knopf implementiert, somit bleibt der Preis noch ein weiteres Jahr bestehen.

Kann der Preis gehalten werden, weil Sie diesen supporten oder konnte er gehalten werden, weil Sie auch schon vorher sehr nachhaltig produziert haben?

Sowohl als auch. Unsere Nachhaltigkeitsarbeit ist ja bereits extra budgetiert und lange etabliert worden. Meine Arbeit mache ich so oder so, unabhängig vom Grünen Knopf. Natürlich fallen Zertifizierungskosten an, die zusätzlich drauf kommen und die man unterbekommen muss. Grundsätzlich ist ein Budget für Nachhaltigkeit da. Und jetzt bei unserer neuen Care Kollektion sind die Preise aktuell vergleichbar mit unseren Konkurrenten am Markt. Es ist nicht so, dass sie teurer sind. In diesen Fall der Umsetzung konnten wir ohne Preissteigerung vorgehen. Es gibt aber auch neue Trends wie bestimmte Fasern oder ähnliches, auf die wir aktuell nicht setzen, da diese preis-technisch noch nicht funktionieren.

FEEDBACK DER BRANCHE

Welchen Anklang hat die neue Option bei Ihren Kunden gefunden?

Wir haben unglaublich tolle Nachrichten bekommen: „Toll, dass ihr das macht!“ uvm. Doch dann ist uns ist leider der Lockdown dazwischen kommen. Alles lag brach… Jetzt läuft wieder alles konstant und wir bekommen schöne Rückmeldungen. Doch um hier richtig gut antworten zu können, müssen wir noch ein halbes Jahr warten und dann resümieren.

EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT

Lassen Sie uns in die Zukunft schauen: Wie sind die Trends? In welche Richtung geht es?

Die Vorreiter kommen ja immer aus dem Bereich der Mode. Trends sind klar in den eingesetzten Materialien zu sehen: Viele recycelte Materialien, viel Bio Baumwolle, sehr viel Fair Trade, also viele bekannte Siegel werden eingesetzt. In unserem Bereich gibt es die Nachfrage zu guten Sozialstandards. Daher war es die richtige Entscheidung, dass wir Mitglied der Fair Wear Foundation sind sowie den Grüne Knopf im Haus etabliert haben, der sehr präsent beim Verbraucher angekommen ist.

Sehr schön. Sehr informativ. Vielen Dank für den Austausch. Wir freuen uns sehr, dass sie  am Start sind, ein Zeichen setzen, Verantwortung zu übernehmen und somit ihren Teil dazu beitragen, aus unserer Welt eine nachhaltigere zu machen. Dafür von Herzen Dank!

#wechangefashion

Und noch einmal, weil es so schön ist:
Happy Birthday, Du wundervoller Grüner Knopf, Happy Birthday to youuu!

P.S. ÖKOLOGISCH GUT! GUT FÜR DIE UMWELT!

Der Grüne Knopf stellt verbindliche Anforderungen, damit Mensch und Natur keinen Schaden nehmen:

– Grenzwerte für Abwasser
– Kein Einsatz gefährlicher Chemikalien
– Verbot von Weichmachern
– Weniger CO2
– Schadstoffgeprüfte Naturfasern