Ich konnte Dich vorher schon wenig leiden*, aber jetzt hast du richtig verrissen. (* Aufgrund der unakzeptablen Stellung der Frau und ihr viel zu geringer Schutz vor maennlichen Straftaten, aufgrund der dringend zu ueberarbeitenden Gesetzeslage.)
Wie kann man nur so sein?
Indien ist ein Arschloch. Das ist keine Beleidigung, sondern lediglich Tatsachenbeschreibung. Dazu, by the way, auch mein Statement. Fuer alle, die es nicht mitbekommen haben, seit nun mehr als 14 Tagen blockiert Indien DEN Zulieferungsweg. Da Nepal landlocked ist, also ohne eigene Wasserzufahrt, ist es stark auf seine beiden Nachbarlaender Indien und China angewiesen. Ueber die Grenze von China kommt alles wichtige: Essen, Medikamente und Benzin. Mit Fokus auf letzteres laesst sich folgendes berichten: Das kein Petrol ins Land kommt, ist richtig tragisch und nimmt unschoene Ausmasse an. Da, wo es eigentlich bunt trubelt, exotisch harmoniert und verrueckt pendelt, ist Stille eingekehrt. Private Autos fahren kaum bis gar nicht, das ist laengst untersagt, schliesslich gibt es als wichtiger eingestuften Verkehr.
Taxen nur super wenige, Busse ebenso. Den Menschen wird dadurch nicht nur die Mobilitaet genommen, sondern auch der Tourimus. Dieses sowieso schon gebeutelte Land, als eines der aermsten Laender der Welt, das aermste Land Asiens und dazu das erbeben-gefaerhdetste der gesamten Erde aufrund der tektonische Lage, was das fuer Folgen haben kann, hat uns Mutter Natur im April ausfuehrlich gezeigt. 9000 Menschen hat Nepal verloren, eine Menge Haeuser und viele Sehenswuerdigkeiten. Die Millionen Spenden, die an das Land gingen, hat der Staat noch nicht an den richtigen Stellen verteilt. Eine Petrol Blockade macht die Situation bestimmt nicht besser. Warum sollen die Menschen noch mehr leiden? Was soll das? Hier geht es um nichts anderes als um reine Politik! Wobei das Woertchen ‘rein’ an der Stelle wohl eher unsauber benutzt ist. Wenn das ein Zaunpfahl ist, habe ich gerade damit gewunken.
Stellt euch vor wie es ist, wenn ein ganzes Land kein Benzin, kein Öl, kein Gas mehr hat. Crazy, was das an an Wirkung und Schwächung bedeutet. Jeder bekommt es zu spüren, alle werden gebeutelt und das in einem Land, in dem sowieso schon alle gebeutelt sind. Wenn schon unfair, dann so richtig. Wenn schon arm dran, dann aber richtig. Das ist so eins zu eins gegen die Bevölkerung, dabei geht es lediglich um Politik. Und zwar um korrupte. Harte und vor allem miese Geschütze von Indien. #bigashole kann man leider nicht anders tatsachen-beschreibend sagen. Sie blockieren nicht nur die Zufahrt in Himalaya-Land, sondern verbieten auch noch die Hilfsannahme Chinas Bemuehungen.
Was das fuer mich als Einreisender und fuer all die anderen Touristen bedeutet:
Kaum bis keine Moeglichkeiten aus der Stadt an sein Ziel zu kommen, geschlossenen Restaurants sowie stark reduzierte Menue-Karten, Taxen sind mindestens doppelt so teuer…
Bspw. eine Fahrt vom Tourismusherz von Kathmandu, zum Flughafen und andersum. Jetzt sind es minimum 1000 und im schlechtesten Fall, weil es gerade Nacht ist 3-4000. Also bis zu 40 statt 5€. Viele Urlaubsplaene muessen vor Ort gecancelt werden, weil es aktuell billiger ist zu fliegen als mit einem Fahrer an die geplanten Orte ins schoene Valley zu fahren. Der Flugverkehr ist jedoch aufgrund vom Haushalten der wenigen Benzinreserven, die noch im Land sind, stark eingeschraenkt. Langstreckenfluege muessen zwischenlanden um zu tanken. Damit legt man ein ganzes Land lahm, speziell so eins, dass nur zwei Nachbarn hat und eines davon dummerweise der Zulieferer ist, der aktuell mit einer Blockade den Weg der landeinwaerts fahrenden LKWs dicht macht. Und das aus weniger Landsleute-Loyalitaet als es scheint.
Das offizielle Argument bezieht sich auf die Madeshi, eine ethnische Minderheit, meist aus Indien immigriert oder direkt im Terai geboren, in beiden Faellen im Sueden Nepals lebend, die seit der neuen Verfassung der Nepalesen, die es jetzt schon fast solange gibt wie die Sanktionsblockade von Indien, befuerchten, noch mehr benachteiligt zu sein als sie sich sowieso schon ausgerenzt fuehlen. Die neue Verfassung gibt dem Land ein foerderales System und teilt das Land in sieben Provinzen auf, der Kasus Knaxus im Fall der Madeshi und den, aus ihren Befuerchtungen heraus, veranlassten Demonstrationen mehr noch Protesten, bei denen nicht minder als rund 40 Menschen in den vergangenen Wochen ihr Leben verloren. Demonstranten wie Polizisten. Dabei ist der Verfassung mit grosser Mehrheit entschieden worden nach jahrelangem politischen Streit begruessend zu betrachten und in jedem Fall ein demokratischer Meilenstein.
Doch genau da kommen wir zum Punkt. Zum springenden und schliessen den Kreis, denn genau das gefaellt Indien naemlich nicht. Das bringen sie mit ihrem Macho-Gehabe im Sinne von provokantem Macht-Gepose ganz klar zum Ausdruck. Hierbei geht es nicht um die soziale Ader Indiens fuer eine an der Landesgrenze wohnenden Minderheit, nein, das ist genauer betrachtet nur die fuer alle nachvollziehbare Geschichte fuer die restliche Welt. Genaue Details a la Karla Kolumna kann ich euch dazu natuerlich nicht liefern, aber immerhin das Studieren Nepals No.1 English Daily: The Himalayan. Basierend auf ohnehin routinierter Web-Recherche sowie eine Live Betrachtung der Krise von vor Ort und diese eher mit Rhados Augen denn als mit touristischem Blick.
Hier geht es ganz klar um Einfluss, was die Demonstration von Macht in Form von dem Blocken aller lebenswichtigen Dinge und somit das sowieso schon von bitteren Umstanden getroffenen Land mit ins Rueckenmark treffend, ganz offensichtlich zur Schau stellen. Klar, eine Demokratie bietet natuerlich nicht mehr so viele Moeglichkeiten um zum eigenen Vorteil Einfluss zu nehmen wie die Uebergangsverfassung, die es seit Ende des Buergerkrieges 2006 bis noch vor wenigen Wochen gab. Da kann man schon mal den Bezinhahn abdrehen und die Grenzen dicht machen. In dem Fall gilt ganz klar: Wer kann, der kann.
Dabei im voelligen Fokus das eigene politische Wohl ohne Ruecksicht auf Verluste und mit der Inkaufnahme der Beschneidung einer kompletten Bevölkerung, sprich dem gesamten Volk und allen Touristen, denen zweifelsohne auch nicht schmeckt, was Indien hier gerade auftischt. Absolutes Desinteresse am Land und seinen Leuten, anders ist das aus meinen Augen nicht interpretierbar.
Ich wusste von der Krise und bin trotzdem eingereist. Es gab keine andere Option bzw nur schlechte Alternativen zur Auswahl, was auf das selbe hinauslaeuft. Am Ende ist es sogar umso spannender und herausfordernder in so einer kritischen und politisch hochaktiven Zeit ins Land zu kommen. Wer von der Krise profitiert: Die Mountainbike-Industrie.
Conny Shiva, 10.10.15, Kathmandu, Nepal