Der Reiseinhalt meines ersten Nepal-Abenteuers war – neben einer neuen kulturellen Erfahrung und der Challenge ganz alleine in ein bad-to-say Dritteweltland zu reisen- Freiwilligenarbeit in einem Kinderheim. Fünf Mal die Woche immer nachmittags im Heim bei den Kleinen. Zu dem Zeitpunkt 53 an der Zahl, also jede Menge Trubel. Wenn man mit den Kindern mehrere Wochen gemeinsam verbringt, baut man eine Beziehung zu ihnen auf. Ganz normal. Am Ende meiner Zeit verlor ich Tränen, der Abschied fiel mir schwer. Unter der süßen Horde hatte ich kleine Freunde gefunden. Außerdem reifte in der Zeit mein GREEN SHIVA Konzept und der Wunsch mehr für die Würmchen zu tun als „nur“ Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken, ihnen Liebe zu geben und ein paar Werte zu vermitteln. Ihre Bildung war mir wichtig. Ihre Zukunft. Beides ist eins zu eins miteinander verknüpft. Bildung kann alles ändern. Bildung ist der Grundstein. Darauf kann man aufbauen. Ich wollte also so viel wie möglich Fundamente schaffen. Weil Kinder die Zukunft sind. Die Zukunft eines jeden Landes. Und, weil es Sinn macht vorne anzufangen. Die Schaffung von Bildungsmöglichkeiten ist für mich einer der Grundpfeiler der Entwicklungsarbeit und von allen Pfeilern, der, auf den sich meine Arbeit fokussiert. Aus diesen Beweggründen entstand das Projekt #FUTUREKIDS.
Der Name entstand bereits während meiner Afrika-Reise im Jahr zuvor. Eine vierwöchige Charity-Adventure-Reise. Damals (Januar 2014) nicht alleine, sondern in einer größere Gruppe und in Form eines Teams. Meine Aufgabe war die visuelle Dokumentation während die Jungs Solar installierten. Vor Reiseantritt hatte ich unter meinen Freunden Schulgeld für die Kinder statt Weihnachtsgeschenke für mich gesammelt. Der Gedanke, dass eine Kind Vorort mit nur 25€ ein ganzes Jahr zur Schule gehen kann, hat mich extrem motiviert. Dass ich später dann die Dorfkinder in der kleinen Schule im kamerunischen Enwen unterrichten würde, war nichts im Vorhinein Geplantes, wenn gleich eine wunderschöne Folge meines Organisationstalents, meiner Affinität zu Kindern und zu Wissensvermittlung. Meine Mum ist Lehrerin, somit mein Berufswunsch als ich klein war, aber das nur zum Verständnis am Rande erwähnt. Mir hat die Erfahrung gezeigt wie wichtig und weltverändernd so kleine Dingen sein können. Damals schrieb ich „Shiva kids. Happy kids. Future kids.“ In meine Travel Book. Aber zurück nach Nepal.
Januar 2015. Kathmandu. Kinderheim:
Die Kinder teilen sich Betten. Das ist aus unserer Perspektive unschön, gar traurig, doch aus der ihrigen normal und nichts Bewegendes. Anfangs überlege ich Betten zu kaufen und bespreche das mit Big Mama, sowie ich die Heimleiterin nenne. Mami, wie die Kinder sie nennen, weiß, dass es sich um begrenzte Mittel handelt und somit um ein Abwägen und Entscheidungen treffen, tut daraufhin ihre Meinung kund. Ausreichend Betten sind nicht wichtig, Bildung ist viel wichtiger. Sie kommen auch zu zweit, zu dritt, zu viert in einem Bett in den Schlaf, doch ohne Bildung kommen sie hier nicht raus. Sie haben ein Dach, es geht ihnen gut. Die Zukunft ist das, was zählt. Ich muss ihr recht geben. So traurig wie die Schlafsituation in meinen Augen anzusehen ist. Davon abgesehen, gibt es gar nicht genug Platz für mehr Betten und so ein Großmobilareinkauf würde mich zudem vor ein logistisches Problem stellen. Ich verstehe, was Mama sagen will, gehe mit diesen Gedanken schlafen. Am nächsten Morgen habe ich nicht nur eine Idee, sondern einen Plan inklusive detaillierter To-Do zur Umsetzung. So habe ich zusammen mit Eleanor aus Irland, die gemeinsam mit mir zur selben Zeit als Volunteer im Haus war, die Kinder fotografiert und namentlich notiert, dann den GREEN SHIVA Kanal social media konform an den Start gebracht, ihren und meinen Freunden und Followern von den Kleinen berichtet, um Bildungspaten für sie zu finden. Zudem Buchsponsoren gesucht und gefunden, erst die falschen, dann die richtigen Bücher einkauft, die Schule besucht, mit dem Direktor und den Lehrern gesprochen, eingehende Schulgeldzusagen gelistet, Transferkosten recherchiert, Fragen von Paten beantwortet, andere Organisationen angeschrieben, um eigene im Entwicklungsprozess auftretende Organisationsfragen zu stellen etc.
Ein Monat Bildung kostet im Schnitt 15€, je nachdem welche Klasse das Kind besucht und ob ein Computerkurs belegt wird. Am Ende konnten wir 92.353 Rs (=854€) an den Direktor übergeben und somit ingesamt 56 Monate Bildung für 16 Kinder finanzieren. Wir akquirierten, was wir konnten. Jeder kleine Betrag, der einen Monat absichert, war höchst erfreulich. Danke an alle Bildungspaten, die mich bis hier hin auf dem Weg begleiten, die Kleinen supporten und somit ihre Zukunftschancen erhöhen.
Learning: You will. You can. Just do it.
Im Nachgang lässt sich analysierend sagen, dass Jahrespatenschaften oder gar Schulausbildungspatenschaften in Bezug auf Aufwand und Nutzen eindeutig zu favorisieren sind. Natürlich ist ein bisschen Förderung, besser als keine. Doch sinnvoller für die Kinder ist durchgängiger Support.
Buchempfehlung: Conor Grennan – Little Princes: Meine Suche nach den verlorenen Kindern von Nepal
Ein Tag als Volontär in Kathmandu – photo documentation
Futurekids – See this kids – project album
foto: gib ihnen wurzeln + ich und der kleine + die beiden jungs