POSTED BY soulgreen | Okt, 19, 2015 |

Super happy nach der Benzinlieferung von Familie Richter, was sich mittlerweile im Viertel rumgesprochen hat und zu vermehrten Nachfragen hinsichtlich weiterer Lieferungen fuehrte, da man munkelt ich haette Kontakte zur Botschaft, sitze ich mitten in Thamel, direkt neben dem Kathmandu Guesthouse in einem Hinterhof mit Namen Shiva Complex. Ob das Zufall ist, darueber laesst (nicht) streiten. In diesem Land fuehlt sich sowieso alles wie Schicksal und Karma an. Mini-Meeting mit Michi (check: http://travel-for-soul.com/) und Corinna in Tashi s Office, ich kaue Kaugummi, was passiert?

Ich verliere mein Provisorium, was so viel bedeutet wie: die auf eine finale Krone wartende halbe Zahnwand eines oberen Backenzahns steht da nun ganz alleine rum und die andere provisorische Haelfte liegt auf meiner Zunge. Klar, was auch sonst. Das habe ich mir ja schon immer noch nie gewuenscht: ein Zahnproblem in Nepal. Ich meine, nicht, dass ich mich sonst in Nepal froehlicher Gesundheit erfreue, irgendwas ist ja immer. So hatte ich bei der ersten Reise ein ganz fuerchterliches Magenproblem. So eins, das einen komplett ausknockt. Ich war zweimal in der Klinik deswegen (mit Moenchen auf der Wartebank zu sitzen, hat seinen ganz eigenen Reiz), habe viele Medikamente bekommen u.a. starkes Antibiotikum und konnte kaum noch Dinge essen.

Es wurde alles von meinem Speiseplan gestrichen. Was blieb waren Kohlenhydrate kombiniert mit Kohlenhydraten, wie Brot, Bananen als einziges erlaubtes Obst und Reis. Damals waren es besonders harte Umstaende als es mich traf, denn zu dem Virus/Bakterien/Problem, das hier frueher oder spaeter jeden mal erwischt, war es Winter in Nepal, was mit ungewohntem naechtlichen Frieren einherging. Dazu kamen jede Menge anderer schwieriger Umstaende, die hier zu erwaehnen jetzt zu weit fuehren wuerde. Wer einen meiner Reiseberichte >Januar am Himalaya – 4 Wochen Volunteering auf dem Dach der Welt.< besucht hat, ist involviert. Das Magendarmproblem in einem Nullstandard-Toiletten-Land wie diesem ueberstanden (gerne auch Minusstandard;), folgte im April dann meine Begegnung mit den Bettwanzen. Ich hatte zuvor zwar mal von ihrer Existenz gehoert, aber bin nie wissentlich mit ihnen in Beruehrung gekommen.

Dazu musste ich erst nach Asien fliegen und in einem Yoga & Meditation Center einchecken. Es war super idyllisch dort wie im Garten Eden, eine kleine Oase im sonst oft stickigem Kathmandu. Leider war die Bettwaesche nicht hygienisch, wie ich am naechsten Morgen feststellen sollte. Daraufhin folgten unangenehme Tage und vor allem Naechte. Der Juckreiz ist stark, besonders nachts, wenn man nicht abgelenkt ist. Medizin von innen und auessen hat mir geholfen. Um eine Erfahrung reicher, kann ich solcher einer Sache in der naechsten Situation entgegenwirken. Dieses Mal war es also der Zahnarzt, der Teil meiner Reisegeschicht werden wollte. So war ich auf der Suche nach einer dem westlichen Standard entsprechenden Hospital, was den Recherchen nach die CIWEC Clinic sein sollte, nahe des British Councils. Mein Lieblingskathmanduianer riet mir jedoch der hohen Preise wegen davon ab.

Ich vertraute ihm und wie fuhren durch die vielen kleinen – von mir so geliebten – Gassen, um die Praxis eines nepalesischen Zahnarztes aufzusuchen. Auf die Frage, ob das Know-How das selbe sei, bekam ich ein offensichtliches und unanstreitbares Ja, das musste mir reichen. Die Praxis bestand aus nur einem Raum, auch kein Flur, man schob die Tuer zu Seite und stand schon mitten im Behandlungszimmer. So waren der Zahnarzt, Tashi, ein kleines Maedchen und ich im Raum. Ich lag bereits auf dem Stuhl, liess die Situation auf mich wirken, analysierte die Praxis und musste wirklich schmunzeln, weil es schon echt ein wenig skurril war. Der Mann, der nicht aussah wie ein Zahnarzt, dieser Raum, der eine Arztpraxis sein sollte, das kleine spielende Maedchen, dessen Computer, die ganze Zeit diese dudelnden Geraeusche machte, die Eltern immer versuchen von durch Verwandte geschenkte Presente aus ihren Kinderzimmern fern zu halten, und Tashi, der am aller wenigsten stoerte. Ohne ihn haette die Behandlungsabsprache sicherlich missverstaendlich geendet.

Was mich am meisten beaengstigte waren die Haende des Mannes, denn sie trugen keine Handschuhe und arbeiteten dennoch in meinem Mund. Wer meine Abneigung gegenueber Bakterien kennt, kann sich vorstellen, wie das fuer mich war. Als er mit einem Geraet naeher kam, was nach Zahnziehen aussah, wurde ich leicht panisch. Davon hatten wir nicht gesprochen. Ich brachte mein Unbehagen zum Ausdruck, mit dem Versuch dabei moeglichst hoeflich zu wirken, um klar zu stellen, dass nichts Unabgesprochenes passieren wird waehrend ich meinen Mund vertrauensvoll erneut oeffne.

Ich mochte die Stimme des Arztes. Sie klang wissend, erfahren und wirkte aufgrund seiner sehr ruhigen Art zu sprechen sehr beruhigend auf mich. Nach Saeuberung, neuem Provisorium, Aushaertung, Spuelung und Anpassung war die Prozedur erledigt. Ich schoss mein Foto, um diesen Moment fuer immer festzuhalten, zudem natuerlich um euch darueber Bericht zu erstatten, und verliess zufrieden die Gasse. Mein Zahnproblem war geloest. Vorerst. Ich bekam auch keine Schwierigkeiten im Nachgang hinsichtlich der nackten Haende.

Learning: Definitiv um eine Erfahrung reicher. Mein Bauchgefuehl war verlaesslich wie immer. Egal welche Art von Reiseerlebnis einem widerfaehrt, das Schoene daran ist, am Ende wird es zu einer Geschichte. Und: In Laendern wie diesen macht es Sinn einen Bettbezug von Zuhause mitzunehmen. Dieser laesst sich an warmen Orten super als Schlafsack benutzen und an kalten Orten fungiert er als eigener hygienischer Innen-Schlafsack. Wie in einem Cocon weiss man dann, alles ist save. Denn schliesslich weiss man nie, wie die Reise endet. Ich danke meinem Bergsteigerfreund Tom, der mir nach dem Bed-Bugs-Drama diesen Tipp mit auf meine fernoestlichen Reisen gab. Since that guess what is always in my luggage? Exactly, my own little sleepy bag, because you never know. Better be prepared.

Conny Shiva, 11.10.2015, Thamel, Kathamandu.

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