POSTED BY soulgreen | Nov., 13, 2015 |

Zurück im Land zu sein, heißt automatisch auch zurück bei den Kleinen zu sein. Mein Herz hängt an ihnen. Bereits bei meiner ersten Rückkehr im April besuche ich sie an ihrem letzten Schultag in einer großen Aula und habe das Glück ihre einstudierten Aufführungen zu sehen. Als sie mich wiedersehen, sind sie ganz aus dem Häuschen, damit hätten sie nicht gerechnet. Meine Freude ist mindestens genauso groß, lediglich der Ablauf dieser Veranstaltung ist zum Haarerupfen. Ich habe mir jedoch fest vorgenommen, mich über unverschuldete Unprofessionalität nicht mehr aufzuregen. Es bringt nichts, außer graue Haare. Manche Dinge sind wie sie sind. Lieber cool damit sein als anti. Alles eine Frage der Sichtweise, sage ich mir, während die Technik versagt, alle stundenlang sitzen und warten, nichts vorwärts geht, alles viel zu holprig ist für ein Event dieser Wichtigkeit. Zumal die Lösungen dieser Probleme so einfach auf der Hand liegen für mich als erfahrener Eventmanager. Ich drücke beide Augen zu, atme bewusst -links ein rechts aus- als meine kleinen Freunde kommen, mich an die Hand nehmen und mich hinter die Bühne holen. Spannend, ihr großer Tag und ich kann live dabei sein. Ich spüre wie auch sie sich freuen, mich so völlig unerwartet, wiederzusehen. Ich fühle wie selten es sein muss, dass ein Volontär zurück kommt.

Genau das ist, es was mich motiviert, am Ball zu bleiben. Wieder wiederzukommen. Ihnen eine Konstante zu geben. Ihnen ihre eigene Wichtigkeit zu vermitteln. Sie in den Fokus zu stellen, nicht meinen Wunsch nach Erfahrung. In Kinderheimen, in denen monatlich die Volontäre wechseln, haben die Kinder verschiedene Verhaltensweisen, um damit umzugehen.
Aufgrund dessen sind nicht alle leicht zugänglich. Ein paar wenige wenden sich ab, lassen sich nicht auf eine Freundschaft ein. Weil sie wissen, wenn sie sich jetzt öffnen und Emotionen aufbauen, kann es ein paar Wochen später weh tun. So ein Kommen und Gehen ist nicht für jeden ein Zugewinn. Und genau weil das so ist, freue ich mich, die Möglichkeit zu haben, immer wieder zu kommen. Es fühlt sich beständig an. Wie ein Wegbegleiter. Always on a mission.

Meinen Besuch bei dritten Reise [KTM3] zu organisieren, war aufgrund der Benzinkrise nicht einfach. Dank Familie Richter und meiner privat Benzinlieferung (Berlin-Kathmandu-Connection) konnte der Roller gefüllt werden und ich mich mit einem ganzen Rucksack voller Spenden auf den Weg zu ihnen machen. Ich hatte jede Menge Schuhe, ein wenig Spielzeug und Geschenke von Bildungspaten bei. Außerdem Aufkleber und Kreide. Der ursprüngliche Plan einen Musikworkshop durchzuführen muss logistischen Gründen auf die nächste Reise verschoben werden. Also machen wir „Kreatives Gestalten“ mit Kreide auf dem Hof. Jeder Teilnehmer bekommt einen #Futurekid Aufkleber. Alle freuen sich. Geschenk für nur einzelne zu haben, ist nicht einfach. Man will Neid und Unmut vermeiden. Um der Aufgabe der Übergabe dennoch gerecht zu werden, löse ich das Problem mit Süßigkeiten für alle anderen.

Das Haus ist nicht mehr komplett. Es fehlen Kinder. Ein paar sind seit dem Erdbeben im April vermisst. Sie haben genau an dem Wochenende ihre Verwandten besucht und sind dann nach der heftigen Naturkatastrophe nicht mehr zum Heim zurück gekehrt. Der Verbleib ist ungewiss. Betroffen ist auch ein Patenkind. Es ist meine Aufgabe den deutschen Paten zu kontaktieren und ihm das mitzuteilen. Wir entscheiden gemeinsam die Patenschaft an ein anderes Kind weiterzugeben. Pooja und Kali sind wie immer an meiner Seite. Die beiden neunjährigen Mädchen sind von Anfang an meine Freunde. Schon bei der ersten Reise und meiner Freiwilligenarbeit in ihrem Heim helfen sie mir in Momenten, die für mich sonst viel schwieriger umzusetzen wären, wie alle Kinder zusammen zu trommeln oder alle Namen der roundabout 50 Kinder aufzuschreiben oder einen unbekannten Weg zu finden, die Aussagen nicht englischsprechender Kinder für mich zu übersetzen und vieles mehr. Tolle Mädchen. Pooja konnte ich in Reise 1 an eine Freundin vermitteln. Manchmal fühlt man, wenn Menschen zusammen passen. Wonny ist Krankenschwester und Pooja möchte Sozialarbeiter werden. Beides sind sehr liebe Wesen. Das kennen der jeweils anderen Geschichte unterstützt die Verbindung zwischen den beiden. Wonny fördert seit dem die Schulbildung von Pooja. Aufgrund dessen kann sie jeden Monat zur Schule gehen und auch den Computerkurs besuchen. Auch für Poojas kleine Schwester Muskan, die mittlerweile im Heim wohnt, konnte ich einen Sponsor finden. Für Sanjana, die alle Kali nennen, bin ich noch auf der Suche…

Neben meinem Rucksack voller Spenden, habe ich auch Geld mitgebracht. Einnahmen aus meinem Reisebericht, den ich kurz vor Abreise in Berlin in der großen Küche eine Freundin abhielt. Es ist keine große Summe, aber immerhin. Ich frage Pramila, Tochter der Heimleitung, wie ich das Geld am besten einsetzen kann, was gebraucht wird, was ich kaufen kann.

Da eine der kleinen Mäuse gerade im Krankenhaus liegt, dazu hatte mich folgende Meldung erreicht:
>> 12.10. one of our girl Sangita suddenly 2 nights ago started shaking ( looks like epilepsy attack) god knows what it is , we rushed her to the hospital ( thank god the hospital is 5 mins far) and now she is unconscious and is in the ICU ( intensive care unit) with all medical equipment fitted in her body , and not yet conscious, I am at the hospital right now, this is so awful . I feel so helpless, what’s going on? <<
Entscheide ich mich, ins Hospital zu gehen und Geld für die Rechnung einzuzahlen.70€ sind in Nepal viel Geld, an der Stelle ist es am besten eingesetzt. ES reicht nicht für die gesamte Rechnung, aber es hilft ungemein. Update: Sangita ist mittlerweile wieder im Heim. Ihr geht es besser. Diagnose: Bluthochdruck. Sie muss täglich Medikamente nehmen.

Learning: Nachhaltigkeit macht auf allen Ebenen Sinn. Auch in Sachen Liebe und Präsenz. Ebenso in Förderung von Persönlichkeitsentwicklung. Das ist objektiv. Subjektiv kann ich gar noch anders. Ich habe mein Herz dort verloren. Diese Kinder sind mir wichtig. Und symbolisch stehen sie für alle Kinder des dieses wunderschönen Landes. Man kann nicht allen helfen, richtig, aber man kann einigen helfen. Wenn das jeder so sieht, ist am Ende allen geholfen . Genauso wie diese Welt uns allen gehört, geht diese Welt auch uns allen etwas an. #Do it for the love.

 

Conny Shiva, 19.10.16 Thamel / Kathmandu. Nepal

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